Ritualmagie

Gedanken zur Einleitung.

Ritualmagie

Rituelle oder zeremonielle Magie bezieht sich auf die sogenannte klassische Magie. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Ritual. Das Wort leitet sich vom lateinischen ritualis ab, was sich auf den Ritus bezieht, also jede Art von korrekter Durchführung oder, um ein weiteres Lehnwort zu verwenden, Orthopraxie beschreibt.

Pragmatischer ausgedrückt können wir folgendes zusammenfassen: Ein Ritual verkörpert eine Zusammenstellung von feierlichen Handlungen (Zeremonien) in oft standardisierter Form (z.B. rituelle Bewegung und Beschwörungstexte), die unter gleichberechtigter Berücksichtigung und Abwägung von Logik (Handlungsablauf), Psychologie & Physiologie (Wirkung auf den Handelnden) sowie innerer Dynamik (Wirkung auf die angesprochenen Geister) konstruiert wurde.

Ein Ritual will immer etwas mit Absicht auslösen; egal, ob solche Handlungen auf so unterschiedliche Zwecke wie Geisterverbindung, -besänftigung, Wiederherstellung des Gleichgewichts, Geisterbannung oder -zwang abzielen. Es ist die Essenz eines jeden magischen Rituals, dass es nicht ohne messerscharf geschliffene Intention auf Seiten des Betreibers durchgeführt werden kann.

Ein Ritual, das als Evokation gilt, wendet sich in der Regel an die Geisterwelt als eine außerhalb des menschlichen Körpers und Geistes gedachte Sphäre, d.h. es lenkt geistige Kräfte in die Umgebung des Operators. Eine Invokation hingegen nutzt den Körper und den Geist des Anwenders als aktives Gefäß für die Arbeit mit spirituellen Kräften in ihm. Am bekanntesten unter der letzteren Form ist die Invokation einer Gottform, d.h. die absichtliche Verschmelzung des Geistes des Operators mit der Präsenz eines spirituellen, dämonischen oder göttlichen Wesens, mit dem er/sie kommunizieren will, um Teilhabe, Macht oder Wissen zu erlangen.

Leider bieten diese beiden Begriffe (Invokation und Evokation) immer wieder Anlass zur Verwirrung, da sie von vielen Autoren in so unterschiedlicher und teilweise widersprüchlicher Weise verwendet werden. Die Hauptgründe dafür sind vor allem zweierlei: Zum einen sind beide Begriffe religiös-phänomenologischen Ursprungs; ihre lateinischen Wortstämme bedeuten also für den Akademiker das eine und für den magischen Anwender das andere. Zum anderen sind sie auch aus der Sicht eines Operators beliebige und eher theoretische Begriffe. Das hängt damit zusammen, dass ihre wesentliche Unterscheidung - das Individuum und seine Umwelt, Außen und Innen, Zentrum und Peripherie - obsolet werden kann, sobald wir mit fortgeschritteneren Formen der Magie arbeiten.

Die konstituierenden Elemente eines magischen Rituals sind:

  • Umschalten der eigenen Wahrnehmung auf die magische Welt

  • Bewusstes Einsetzen des magisch wirksamen Wortes

  • Bewusstes Ausführen von Gesten und Bewegungen

Die in einem Ritual verwendete Symbolik kann sehr umfassend sein (z.B. der magische Kreis als klare Abgrenzung zur profanen Welt) und wird am besten unterschieden in physisch sichtbare und “imaginierte”, d.h. von den inneren Sinnen des Magiers wahrgenommene Symbole.

Alle Rituale in der westlichen Magie folgen einer sorgfältigen Choreographie. Die meisten von ihnen folgen einem allmählichen Anstieg, der gewöhnlich in einem Höhepunkt gipfelt und dann – in umgekehrter Reihenfolge – wieder heruntergestuft wird, um einen “Nullpunkt” zu erreichen, welcher einen sicheren Abschluss und die Rückkehr in die alltägliche Realität und Umgebung ermöglicht.

 

 


In Bezug auf den Lehrplan unseres Fernstudienkurses ist die praktische Erforschung und Beherrschung des magischen Rituals das Wesentlichste in unserem Handwerk. Nachdem wir in den ersten beiden Modulen ein solides persönliches Fundament gelegt haben, beginnen wir ab dem dritten Modul mit der Vermittlung ritueller Grundlagen, die dem Grad des Zelators und der Sephira von Malkuth oder dem Gildengrad eines Lehrlings entsprechen. Von hier an bis in den Studiengang hinein bilden magische Rituale das Rückgrat unserer Ausbildung und die Essenz unseres Handwerks.